Allgemein

Geschichte

An einem 100. Geburtstag ist es natürlich und üblich, die Vergangenheit besonders zu beleuchten, Besonderheiten hervorzuheben und die Entwicklung des Vereins auch über das Heute hinaus aufzuzeigen.

Ein Blick, nein, eigentlich ein stundenlanger oder tagelanger Blick, in die Protokollbücher des Vereins haben  gezeigt, dass es in Grantschen ohne den Turnverein nicht geht. Zwar sind die Ziele und Bestrebungen dem Wandel der Zeit unterworfen, aber die grundsätzlichen Werte sind heute, wie damals in den Gründerjahren unverändert. Schon damals ging es neben dem Sport auch um soziale Werte, Gemeinschaft, Integration und Anerkennung. So waren die außersportlichen Nebenaktivitäten natürlich dazu da den Verein zu finanzieren, aber auch um gerade diese Werte zu pflegen.

Jeder wird wohl seine eigenen unvergesslichen Momente mit dem Vereinsleben verbinden. Ich versuche nachfolgend die wichtigsten Ereignisse und vielleicht auch manches Seltsame im Verein aufzuzeigen, erhebe aber kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Im Jahre 1907 ging das Bestreben einen Turnverein zu gründen, von einigen jungen Männern aus, die während der Militärdienstzeit vom Turnen begeistert wurden. Unterstützt wurde dieses Vorhaben von der Turngemeinde Weinsberg, die schon damals überörtlich bekannt war. Weinsbergs Turner, allen voran die Herren Hildberger und Seybold, waren es auch, die dem jungen Verein noch im gleichen Jahr bei seinem ersten Gründungsfest Pate standen. 

v. l.: W. Frölich, Chr. Beer, K. Eckstein, H. Bartenbach, P. Beer
2.R.: H. Kühner. G. Flachsmann, W. Wirth, A. Bayer,
3.R.: W. Dorsch, W. Beer, Gotth. Wirth, H. Dorsch III 

Am Ende des Jahres 1907 zählte der Verein 59 Mitglieder.1. Vorstand war Heinrich Bartenbach, Turnwart Karl Eckstein, Kassenwart Gottfried Wirth, Schriftwart Wilhelm Dorsch.

Dem Ausschuss gehörten an: Die Herren Dorsch, Schultheiß, Heinrich Frölich, Karl Steinbrenner und Hermann Dorsch I. Ja, die Hermann Dorschs wurden damals durchnummeriert, weil es einige Namensvettern in Grantschen gab.

Da ein Übungsraum nicht vorhanden war und das Geld für die Turngeräte erst angespart bzw. über Spenden hereinkommen musste, beschränkte der Turnbetrieb sich anfangs auf die wärmeren Jahreszeiten. Der Turnplatz lag an der Wimmentaler Straße auf einem Sägeplatz, wo man zuvor noch in mühevoller Handarbeit die Balken und Bretter schnitt, die im Dorf benötigt wurden.

Ein Zeichen, dass trotzdem mit großem Fleiß und Eifer geturnt wurde, beweist die Tatsache, dass sich der Verein schon im Jahr darauf beim Gauturnfest in Böckingen beim Vereinswettturnen beteiligte.

Als besondere Leistung bis zum Beginn des 1. Weltkrieges kann das 2. Turnfest im Jahre 1909 in Grantschen genannt werden. Außerdem die Teilnahme einer Vereinsriege 1911 beim Landesturnfest in Göppingen und verschiedene Erfolge auf den Gau-turnfesten des untern Neckargaues.

Karl Albrecht, unser Heimatdichter, Turnwart und 1. Vorstand schrieb diese Zeit betreffend:
Auch ein Spielmannszug mit Trommeln und Pfeifen und später eine Sängerabteilung gingen aus den Reihen der Turner hervor und trugen viel zur Geselligkeit auf Wanderungen und Turnfesten bei. Noch heute kann man es an den Gesichtern der Alten ablesen, wenn sie mit strahlenden Augen von den geselligen Veranstaltungen, Wanderungen und Turnfesten erzählen, dass sie diese Erinnerungen nicht missen möchten, weil sie zu den schönsten ihres Lebens gehören.“

Noch vor dem 1. Weltkrieg wurde der Fruchtboden im Schulhaus, den Turnen als Übungsraum von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Dann musste der Turnbetrieb aber kriegsbedingt eingestellt werden, weil der Übungsraum zum Schlafraum für die Gefangenen wurde.

Nach Kriegsende übernahm Karl Eckstein die Führung, das Amt des Turnwarts übernahm Paul Frölich, Kassier wurde August Schenk und Schriftwart Friedrich Wolf. Diese Männer waren es auch, die schon im Jahre 1920 beim 1. Gauturnfest in Böckingen teilgenommen haben. Auch in den nun folgenden Jahren fehlte der Verein auf keiner wichtigen Turnveranstaltung des Gaues und der Vereine der Umgebung. Auf Karl Eckstein folgte im Jahr 1925 Albert Flachsmann als 1. Vorstand. Da er auch ein Freund der Musik und des Gesangs war, wurde unter der Leitung von Eugen Spriegel wieder eine Sängerabteilung gegründet, die jedoch durch dessen Erkrankung nur kurze Zeit bestand.

Als dann das Faustballspiel in Mode kam, entstand der Wunsch nach einem entsprechenden Sportplatz. Zu der Zeit war aber kein Platz zu bekommen. So stellte die Gemeinde dafür die alte Kiesgrube an der Wimmentaler Straße zur Verfügung. Einziger Wehrmuts-tropfen: Dort war ein Apfelbaum mitten im geplanten Spielfeld und die Anweisung der Gemeinde lautete, dass der Apfelbaum weder entfernt noch beschädigt werden dürfe. Daraufhin wurden die schon begonnenen Arbeiten wieder eingestellt. 

Vereinsmitglieder 1926

1926 wurde beschlossen eine Vereinsfahne anzuschaffen. Die alte Standarte, die nach der Gründung von den Turnern Schenk und Ziegler ehrenamtlich und mühevoll in Handarbeit hergestellt worden war, wurde als nicht mehr zeitgemäß betrachtet. Außerdem fällt in dieses Jahr eine sehr wichtige Entscheidung. Nämlich die Gründung einer Damenriege.

Zur Trainersuche schrieb später Karl Albrecht:
„Weil man glaubte, dafür einen Mann mit Respekt und womöglich mit Glacéhandschuhen haben zu müssen, fiel die Wahl auf Herrn Lehrer Freudenberger, der auch den Auftrag annahm und die Damenriege zur Freude aller zu schönen Leistungen führte.“

Anders als die Damenriege hielt die auch im Jahre 1926 gegründete Schwimmabteilung nicht lange. Als Grund wurde genannt, dass zu den Trockenschwimmübungen nach einiger Zeit, das zum richtigen Schwimmen nötige Wasser fehlte.

Ein großes Ereignis für den Verein war das 20 jährige Jubiläum mit Fahnenweihe am 15. Mai 1927. Im Jahr darauf beteiligten sich 2 Turner beim Deutschen Turnfest in Köln. Auch in den folgenden Jahren war der Verein auf den Turnfesten vertreten. Ein besonderer Erfolg wurde im Jahre 1939 beim Landesturnfest in Ludwigsburg erzielt. Die Vereinsriege errang einen 3 Platz aller in dieser Klasse teilnehmenden Vereine.

Der folgende Krieg unterbrach das Vereinsgeschehen. Nur zögernd fanden sich die überlebenden Turner wieder zusammen. Aber Grantschen wäre ja nicht Grantschen und ohne den Verein geht’s ja nicht. Also wurde in einer von Karl Albrecht einberufenen Versammlung, zu der die ganze Bevölkerung und vor allem die früheren Mitglieder des Vereins eingeladen waren, beschlossen, mit dem inzwischen neu gegründeten Turngau Heilbronn Verbindung aufzunehmen und mit dem Turnen sofort wieder zu beginnen.

Am 13.12.1947 fand unter dem Vorsitz des Kreissportführers und dem Turngauvorsitzenden die erste ordentliche Generalversammlung nach dem Krieg statt. Gewählt wurden zum 1. Vorsitzenden Alfred Steinbrenner, Turnwart Karl Albrecht, Stellvertreter Rudi Vollmer, Kassier August Schenk und Schriftführer August Wiedenbach.

Um dem Verein eine finanzielle Grundlage zu geben, führte der Ehrenvorstand Heinrich Bartenbach eine Tellersammlung durch, die 335 RM ergab. Diese 335 RM waren also das Startkapital für alles was danach investiert wurde. Bei der folgenden Winterfeier hatte Turnwart Rudi Vollmer mit seiner Riege auch einige mehrstimmige Lieder einstudiert. Das Singen hatte allen so gut gefallen, dass man beschloss, es weiterhin zu pflegen. 28 Sänger fanden sich damals spontan zusammen.

Am Ende des Jahres zählte der Verein 131 Mitglieder, eine Zahl, die vorher noch nie erreicht war. Im Januar 1948 kam dann wieder eine Turnerinnen-Abteilung dazu. Karl Albrecht schrieb dazu:
„Ein Drittel der 30 Turnerinnen waren verheiratete Frauen. Familie Vollmer, die sich immer mehr als Turnerfamilie entpuppte, übernahm auch diese Aufgabe. Überhaupt war die Vereinsfamilie damals ein bunt zusammen gewürfeltes Völklein mit Namen, an denen man sich die Zunge abbrechen konnte. Viele kamen von irgendwo her, um hier einen neue Heimat zu finden. Der TV Grantschen nahm alle mit freudigen Armen auf, ob Evakuierte, Flüchtlinge oder Soldaten, die ihre Heimat missen mussten, um nicht in Gefangenschaft zu geraten“.  

Mädchenturnriege 1949

Am 30. Mai 1948 fand in Grantschen das erste größere Turnfest der Umgebung statt. Zu den allgemeinen Freiübungen traten 110 einheimische Turnerinnen und Turner an. Das Fest war ohne Übertreibung für das kleine Dorf eine Glanzleistung, die ihm in der regionalen Presse den Namen „Turnerdorf“ einbrachte. Als Besonderheit der damaligen Zeit bekam jeder Besucher ¼ Wein.

Die Teilnahme an Landesturnfesten in Aalen, Schwenningen und Ulm, an Gauturnfesten und vielen Freundschaftskämpfen mit anderen Vereinen, zeugen von einem regen Turnbetrieb.

Der Turnsaalbau im Jahre 1949 war ein weiterer wichtiger Meilenstein. In vielen ehrenamtlichen Stunden wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung ein Übungs- und Festraum geschaffen.

1952 war es dann endlich soweit, dass wir im Zuge einer Umlegung ein Grundstück bekommen haben, das heute als „Sportplätzle“ allen bekannt ist.

1957 wurde das 50 jährige Jubiläum groß gefeiert. Mit Festumzug, vielen Gastvereinen und einem mehrtägigen Festprogramm. In diesem Rahmen wurde auch die alte Sängerfahne des Gesangvereins „Urbanus Grantschen“ aus dem Jahre 1870 in der Gründungsfeier der Sängerabteilung in feierlicher Weise von Vertretern des Sängergaues übergeben.

50 jähriges Jubiläum 1870

Karl Albrecht schrieb hierzu 1957:
Wenn man in der Gegenwart von der Gründung eines Gesangvereins absah, so vor allem deshalb, um die lebendigen Kräfte, die die Menschen in unserem kleinen Dorf zusammenhalten und beseelen, nicht zersplittern oder gar gegeneinander zu richten. Turner und Sänger wollen ja auf gleiche Weise dem Volke dienen, indem sie es an Leib und Seele gesünder machen. Wir, die wir dieses große und schöne Ziel vor Augen halten, führt unser Weg von ganz allein zusammen und wir werden somit die Sorge los, wie das Singen und Turnen in unserem kleinen Landverein weiter gehen soll“.

In den folgenden Jahren ließ die aktive Tätigkeit im Turnen immer mehr nach. Mit der Feier zum 60 jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1967 wurde dieser Entwicklung ein Ende gesetzt. Die Turner und Sänger aktivierten ihre Bestrebungen und eine Tischtennisabteilung kam sogar hinzu. Im Jubiläumsjahr zählte der Verein 215 Mitglieder und 75 Jugendmitglieder.

Kinder beim Jubiläum 1967

Die 70er Jahre standen im Zeichen das Erarbeitete zu erhalten, sich weiter zu verbessern und dem allgemeinen Wandel anzupassen. In einem Protokoll aus dem Jahre 1974 steht dazu: dass „… für die Ausbildung des neuzeitlichen Turnens unbedingt ein Mini-Trampolin notwendig ist“. Die Teilnahme an Turnfesten auf Landes- oder Gauebene gehörte zum normalen Jahresprogramm des Vereins. So nahm der TV Grantschen z.B. 1977 mit 8 Turnern am Landesturnfest in Heidenheim teil.

Im Jahre 1978 wurde der Bau der Wildenberghalle durch die Stadt angedacht, um den Eingliederungsvertrag zu erfüllen. Dass auch in diesen Jahren heftig über manche Sache gerungen wurde und dennoch der Spaß im Vordergrund stand, zeigt ein Eintrag vom 27.9.1978, der da lautet:
„In einem Gespräch über das Pokalturnen warf Hans Detjen (unser damaliger Schriftführer) einen Gedankengang ein. Dieser konnte jedoch seine Ausführungen nicht beenden. Dafür brach eine heftige Diskussion aus, wo keiner mehr wusste um was es eigentlich ging“.

Das Jahr 1980 erlebte eine „Hoch“zeit der Tischtennisabteilung durch die Gründung einer Mädchengruppe.

Damals entstanden auch die ersten Überlegungen für eine 75m-Laufbahn auf dem Sportplatz.

1983 erfolgte dann die Halleneinweihung. Dem Verein boten sich damit ideale Bedingungen auch für Ballsportarten. In diesem Jahr überschreitet der Verein die 300er Marke bei den Mitgliederzahlen.

Turntruppe

Durch die Möglichkeiten in der Halle kommen 1984 die Badminton- und Volleyballgruppen dazu. Was den „Turnern“ natürlich entsprechende Abgänge erbrachte. Dennoch nahmen im Jahr 1986 noch 17 Grantschener am Landesturnfest in Friedrichshafen teil.

Ein neues Problem musste 1987 gelöst werden. Das vereinseigene Zelt konnte nicht mehr privat untergebracht werden. Folglich wurden erste Überlegungen für einen Geräteschuppen auf dem Sportplatz angestellt und mit der Stadtverwaltung besprochen. Um die Jugend weiter bei der Stange zuhalten, versuchte sich der Verein 1988 auf einem ganz neuen Gebiet. Es kam zum 1. Grantschener Rockfestival, das aber finanziell nicht gut lief und folglich gab es auch keine Wiederholung dieses Events.

Die Teilnahme am Landesturnfest in Heilbronn im Jahre 1989 und am Deutschen Turnfest in Dortmund-Bochum 1990 stellten vorerst die letzten überregionalen Beteiligungen dar. Somit war auch unser Verein in der Breitensportbewegung angekommen.

Dass der Verein heute auf gesunden Füssen steht, ist diesen 80ern und den dann folgenden 90er Jahren zu verdanken. Mit der Ausrichtung des 1. Gassenfestes im Jahr 1992 und der jährlichen Wiederholung wurde eine weitere Grundlage dafür geschaffen.

Turnfrauen

Im Herbst 1992 konnte mit dem Umbau der „Alten Schule“ durch die Stadt Weinsberg, dann auch der Wunsch der Sängerabteilung nach einem geeignetem Probenraum erfüllt werden. Übergangsweise hat man ja in der Grundschule die Proben abhalten müssen.

Ende der 90er Jahre wurden die Gedanken aus dem Jahre 1980 bezüglich des Sportplatzbaues und aus dem Jahre 1987 bezüglich einer „baulichen Lösung“ aufgegriffen und führten dann am 23. Oktober 2000 zur Vertragsunterzeichnung mit der Stadt Weinsberg.

In diese Jahre fiel auch die Rückbesinnung auf „das Turnen“, so dass ab dem Jahr 1999 wieder regelmäßig an den Gaukinderturnfesten erfolgreich teilgenommen wurde. Im Jahr 2001 wurde von Sarah Weinnoldt und im Jahr 2004 von Sarah Egner jeweils ein 3.Platz erreicht.

Mit dem Sportplatzumbau im Jahre 2003/2004 hatte die Stadt Weinsberg ihren Teil des geschlossenen Vertrages erfüllt. Nun musste der Verein seinen Teil, nämlich den Bau von Umkleidekabinen zur Mitbenutzung durch die Schule und Kindergarten, noch erfüllen.

Zur Finanzierung dieses Vorhabens ist der Verein im Januar 2005 mit der Emission einer Vereinsheimaktie an die Börse gegangen.

Gruppenbild

In das gleiche Jahr fällt die Gründung des Kinderchores im September und zeigt damit eindrucksvoll, dass die Jugendarbeit im gesamten Verein großgeschrieben wird.

Mit dem Spatenstich für das Vereinsheim am 28. Januar 2006, dem Fundamentaushub am 24. März und dem Richtfest am 15. Oktober letzten Jahres, haben wir ein bedeutendes Etappenziel erreicht. In diesem Jahr 2008 können wir nach nur zweijähriger Bauzeit, unser Vereinsheim feierlich einweihen.  Schön, dass wir das erreicht haben! 

Gert Egner

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